Melania Trump war eine rätselhafte First Lady. Zu ihrem Mann geht sie derzeit auf Distanz. (2024)

Melania Trump war eine rätselhafte First Lady. Das Amt besetzt sie vielleicht bald wieder. Im Schweigegeld-Prozess von Donald Trump geht sie auf Distanz zu ihm. Zumindest ein bisschen.

Birgit Schmid

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Melania Trump will kein Mitleid. Drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl 2016 wurde ein Video veröffentlicht, in dem Donald Trump mit seinen sexuellen Annäherungsversuchen gegenüber Frauen prahlt. «Wenn du ein Star bist, lassen sie dich alles machen», sagte er in der kurzen Filmaufnahme. «Du kannst ihr an die puss* greifen.» Das Video stammt aus dem Jahr 2005. Wenige Wochen vorher hatten Donald und Melania Trump geheiratet.

Nachdem das Video viral ging und die Welt Trumps Tauglichkeit für das höchste Amt diskutierte, wandte sich Melania an die Öffentlichkeit. Die Worte ihres Mannes seien inakzeptabel und beleidigend, sagte sie. Sie kenne aber auch einen anderen Donald. Dieser sei ein Leader mit Herz und Verstand – so ging ihre Wahlempfehlung. Sie habe seine Entschuldigung angenommen und hoffe, Amerika tue es auch.

In einem Interview mit CNN sage sie wenig später, die Leute würden denken: «Oh, arme Melania.» Aber sie sage den Leuten: «Habt kein Mitleid mit mir. Ich kann damit umgehen.» Die Aussagen Trumps im Video tat sie als «boys talk» ab.

Acht Jahre später holt Donald Trumps Vergangenheit seine Frau erneut ein. In einem Prozess in New York wird Trump vorgeworfen, Schweigegeld an die p*rnodarstellerin Stormy Daniels gezahlt zu haben, mit der er mutmasslich eine Affäre hatte, und dieses nicht korrekt verbucht zu haben. Der Sexskandal wurde bereits 2018 bekannt. Stormy Daniels gab damals intimste Details preis. Das Verhältnis ging auf das Jahr 2006 zurück. In jenem Jahr kam auch Melania und Donald Trumps Sohn Barron zur Welt.

Trump könnte im November zum zweiten Mal Präsident der USA werden. Melania wäre wieder die First Lady. Öffentlich entlastet hat die 54-Jährige ihren Mann diesmal nicht. Sie hat sich nicht zum Prozess geäussert und bleibt dem Gerichtssaal fern. Stormy Daniels sei «Donalds Problem», hat sie einmal gesagt. Er habe sich das eingebrockt und müsse selber schauen, wie er es in Ordnung bringe.

Eine «slowenische Sphinx»

Wieder ist Melania Trump die Hintergangene einer zurückliegenden Geschichte, eine betrogene und gedemütigte Frau. Doch Melania Trump will kein Opfer sein.

Sie geht zwar auf Distanz zu ihrem Mann, lässt aber dennoch offen, ob sie ihn bei seinem kommenden Wahlkampf unterstützen wird. «Stay tuned», sagt sie auf die Frage von Reportern. Bleiben Sie dran. Und Sie werden sehen.

Mit solchen Aussagen zeigt Melania Trump eine Widersprüchlichkeit, die auch die Medien beschäftigt. Man kommt nicht draus bei ihr. Sie verschwindet, taucht wieder auf, trägt eine Jacke mit den Worten «I really don’t care – do u?» auf der Rückseite, als wollte sie den Journalisten den Stinkefinger zeigen. Dass manche sie «geheimnisvoll» und «rätselhaft» nennen, dürfte ihr schmeicheln. Die «New York Times»-Kolumnistin Maureen Dowd nannte sie kürzlich «die slowenische Sphinx».

Abgrenzung von Hillary Clinton

Melania Trump wollte immer eine traditionelle First Lady sein, wie Betty Ford und Jackie Kennedy, die ihre Männer unterstützten. Das sagte sie einmal, lange bevor sie ins Weisse Haus einzog. Sie konnte sich nicht daran halten.

Dabei ist sie nicht die erste First Lady mit einem untreuen Mann. Sie mag sich deshalb aber nicht mit Hillary Clinton verschwestern. Als Trumps Affäre mit Stormy Daniels aufflog und eine Geschäftsreise der Trumps anstand, fuhr Melania allein zum Flughafen – anders als Hillary, die mit Bill Clinton Hand in Hand in ein Flugzeug stieg, kurz nachdem die Weltöffentlichkeit von Monica Lewinsky erfuhr.

Das versöhnliche Bild der Clintons kommentierte Melania gegenüber Stephanie Grisham, der damaligen Pressesprecherin im Weissen Haus, mit den Worten: «Es sah nicht gut aus.» So schreibt es Grisham in ihren Memoiren.

Melania fühlte sich nach dem Auffliegen der Affäre immerhin dazu berechtigt, was ihr schon vorher leichtfiel: sich zurückzuziehen. Sie zeigte sich noch seltener im Büro im Ostflügel des Weissen Hauses, das den First Ladys zugeteilt ist. Die leere Fläche des Schreibtischs soll ihr einzig dazu gedient haben, Geschenke einzupacken.

Das Ex-Model gilt als «homebody», Stubenhockerin, das sich am liebsten im Kreis der Familie in der privaten Residenz Mar-a-Lago in Florida aufhält. Auf den inzwischen 18-jährigen Sohn Barron lässt Melania nichts kommen. Sie richtet gerne Häuser ein und zieht das Spa dem Staatsdinner vor. Dies schreibt Katie Rogers, die Washington-Korrespondentin der «New York Times», in ihrem neuen Buch über First Ladys.

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Fass mich nicht an

Doch wie es die Trumps miteinander haben, das wissen nur sie. Das Paar wirkt sich nicht besonders zugeneigt vor den Kameras. Jill Biden ergreift Joe Bidens Hand, um ihn sicheren Tritts von der Bühne zu führen. Hillary Clinton legte ihre Hand demonstrativ in jene von Bill. Melania hat Donald Trumps Hand weggeschoben, als er sie ergreifen wollte.

Immer wieder wurde spekuliert, wie gross Melanias Unglück als First Lady sei. Seit Donald Trumps Amtsantritt 2017 gibt es den Hashtag #FreeMelania und entsprechende Memes dazu. Ihr versteinertes Gesicht löste bei Feministinnen den Reflex aus, sie von ihrem Mann befreien zu wollen.

Doch Melania Trump muss nicht gerettet werden. Sie will es nicht, und sie braucht es nicht. Denn sie gewinnt Stärke aus ihrem Schweigen und der vorgezeigten Unabhängigkeit. Widerspricht sie Donald Trump doch einmal, ist das umso wirkungsvoller, da sie damit überrascht. Etwa, als sie sich für Migrantenfamilien an der mexikanischen Grenze einsetzte, die getrennt werden sollten. Ihre Meinung bedeute ihm viel, sagen Trumps ehemalige Berater: Melania bleibe für ihn unantastbar.

Und sie bleibt undurchsichtig. So jedenfalls kommt es an, wenn sie Donald Trump plötzlich doch wieder unterstützt. So wiederholte sie seine Lüge von der gestohlenen Wahl. Auch dass Trump jetzt vor dem Richter steht, scheint sie vor allem im Hinblick auf die kommende Präsidentschaftswahl zu ärgern, wie Katie Rogers in der «New York Times» schreibt. Denn es könnte seine Chancen verkleinern. Und ihre.

Vielleicht ist es ganz einfach. Donald und Melania Trump geben sich gegenseitig, was sie voneinander brauchen. So haben sie es kurz vor ihrer Heirat dem Talkmaster Larry King gesagt. Sie liebt das gute Leben, den Ruhm und ist stolz darauf, einen Mann wie Trump zu «händeln». Er will eine Beziehung, an der er nicht arbeiten muss. Ein rundum fairer Deal.

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